Was Lusy Skaya bisher erlebt hat, das könnte deutlich mehr füllen als diese Seiten: Die zweifache Mutter hat das Auf- und Ab des Showbusiness über viele Jahre in allen Facetten mitbekommen, bevor sie die Wirrungen des Lebens zurück in die Bodenständigkeit lenkten. Das bereut die Kagranerin aber nicht, ganz im Gegenteil.
Als das 12-jährige Mädchen mit seiner Mutter aus Shodino, einem Vorort von Mink in Belarus (früher: Weißrussland) nach Niederösterreich kam, da war alle neu: Das Umfeld, die Sprache, die Bezugspersonen. Aber Lusy Skaya lernte schnell, gewöhnte sich an ihr Leben in Korneuburg, ging zur (Handels-) Schule und verdingte sich später mit unterschiedlichen Berufen. Sie konnte bis dahin noch nicht ahnen, wie sich alles innerhalb weniger Jahre ändern sollte: „Ich hatte meinen fixen Job, kam über die Runden.“ Bis sie die Fitnessbranche für sich entdeckte, als Trainerin begann und von sich eigene Videos drehte – und damit einen Trend bediente, der erst langsam ins Rollen kam: „Ich war eine der ersten Frauen, die es öffentlich mit eigenen Fitnessvideos probierte. Das war gerade im Entstehen und ich bin auf diesen Zug aufgesprungen.“ Die Videos schlugen ein, zuerst wuchs das Interesse auf Social Media immer mehr, dann auch in der breiteren Öffentlichkeit.
Zahlreiche Tattoos zieren ihren Körper, sie verstärkten den Drang nach Aufmerksamkeit. Die sie bekam: Bei der Stunt-Show „Masters of Dirt“ wurde sie als einzige Europäerin ins Promotion-Team aufgenommen, andere wurden aufmerksam, Werbeverträge folgten. Sie unterschrieb bei einer Sportnahrungsfirma in Deutschland, der Bekanntheitsgrad stieg weiter und Lusy lernte unzählige Leute kennen, machte bei Musikvideos mit. „Das Social Media-Zeitalter hatte gerade so richtig begonnen und ich dachte, es geht immer so weiter. Viele Jugendliche haben mich extrem beneidet“, erzählt sie. Alles lief gut und mit der Eröffnung eines eigenen Geschäfts für Sportnahrung und Bekleidung „wurde ich mein eigener Boss“, mit gerade mal Mitte 20.
Aber es lief nicht so wie geplant und die Umsätze blieben zurück, das Geschäft wurde geschlossen. „Das war mein erstes Versagen, das ich gespürt hatte und ich wollte einfach nur weglaufen“. Ein Kurzurlaub brachte sie nach Mallorca, wo Lusy prompt von einem Talente-Scout des Dauerbrenners „Big Brother“ angesprochen wurde: „Ich hatte nichts zu verlieren und sie wollten mich unbedingt in der Sendung haben.“ Und wieder kam es so, wie es wohl nicht zu erwarten war: Lusy Skaya wurde vom deutschen Publikum zum Sieg gevotet und sie gewann die Show 2015. Und danach ging es erst richtig los: Sie wurde weitergereicht, von „TV Total“ mit Stefan Raab bis zum Frühstücksfernsehen auf „SAT1“, von Sendung zu Sendung. Viele Veranstaltungen folgten, ebenso noch mehr Versprechen von windigen Bezugspersonen oder vermeintlichen Geschäftsleuten. „Ich habe dabei kaum was verdient, aber viele wollten sich mit mir schmücken. Darum zog ich die Notbremse“, berichtet sie. Auf ihren Rückzug folgte ein Studium im Sozialmanagement, sie begann, in SOS Kinderdörfern der Caritas genauso zu arbeiten, wie in Obdachlosenheimen und Suppenküchen auszuhelfen: „Diese praktische Arbeit mit Menschen, die Hilfe brauchen, das war meine Therapie von der Welt der Oberflächlichkeit“.
Noch mehr auf den Boden der Tatsachen brachte sie der Umstand, als ihr erstes Kind auf die Welt kam – mit Trisomie 21, geläufiger unter dem Namen „Down-Syndrom“. „Wenn du ein Kind mit besonderen Bedürfnissen hast, lernst du die ganzen wirklichen Hürden des Lebens kennen, es verändert sich dein ganzes Umfeld“, sagt die mittlerweile 34-jährige: „Du kannst nicht mehr in den Tag leben, wie es bei mir früher war, sondern musst jeden Stein sprichwörtlich zehnmal umdrehen. Und du lernst die Schönheit des Lebens kennen, wenn dir ein Kind mit einem solchen Schicksal auch sehr viel wieder zurückgibt“. Ihr Sohn Luca ist mittlerweile 2 1/2 Jahre und geht in einen städtischen Kindergarten in der Donaustadt, wo er einen Integrationsplatz bekam. Ein zweites Kind folgte kurz danach, ihre Tochter ist aber rundum gesund und mittlerweile 1 Jahr alt. Nach einer Trennung ist Lusy Skaya mittlerweile Alleinerzieherin – was den Alltag nicht einfacher macht.
Aktuell engagiert sie sich neben ihren eigenen Kindern im Bereich Jugendcoaching im 22. Bezirk, wo sie Jugendliche trainiert. Später einmal, wenn Zeit bleibt, will sie als psychologische Beraterin arbeiten, die Gewerbeberechtigung hat sie bereits. Und aufzuarbeiten sowieso viel, wie etwa dieses Beispiel zeigt: „Damals wollte ich durch meine vielen Tattoos auffallen um jeden Preis, es war ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Heute bereue ich es – hätte ich einen Radiergummi, würde ich sie alle ausradieren“, sagt sie lächelnd.