Sonntag Früh Anfang Oktober, bei einem Steg an der Alten Donau, zuerst leicht trübes Wetter: Es staut es sich an Personen. Diese haben klare Sicht und ein ebenso deutliches Ziel vor Augen – beim „Danube Clean Up“ machte man sich voller Tatendrang daran, das Gewässer in einem abgesteckten Bereich von Müll, Gerümpel und sonstigen Fundstücken zu entsorgen. Dabei kam allerhand zutage.
Die Stimmung ist sichtbar gut und man freut sich auf das, was vor einem liegt. Das ist das Wasser der Alten Donau, denn genau dort, an einem Steg gelegen, hat an diesem Sonntagmorgen der Tauchverein DIVEBLUE sein Zelt aufgeschlagen. Hier ist der Stützpunkt, wo sich alle Taucherinnen und Taucher einfinden und später wieder sammeln werden. Ein Flipchart begrüßt alle Neuankömmlinge: Es ist der „Danube Clean Up“-Tag und von hier aus wird man Tauchgänge in die Donau starten, um selbige von Müll und Gerümpel zu befreien.
Dass es davon einiges zu finden gibt, daran lässt keiner der Teilnehmenden einen Zweifel. Die kleine Bucht samt Steg ist ein beliebter Treffpunkt, im Sommer sowieso, aber auch in diesen Tagen, Abends etwa. „Da landet dann leider die ein- oder andere Bierflasche mit Schwung im Wasser, statt im Mistkübel“, schüttelt Andi Mayer den Kopf. Oder im Schilf und Dickicht ringsherum, wo sich Schwäne tummeln und man sonst am ersten Blick gar nicht so viel Verschmutzung sieht. Aber der Unrat sickert ein, geht unter, sammelt sich, man sieht ihn nur nicht auf den ersten Blick. Darum sind an diesem Tag alle Profi- und HobbytaucherInnen eingeladen, heraus- und hochzufischen, was geht. Alle begleitenden Gäste, die nicht den Gang ins Wasser antreten, können sich an Land betätigen und einsammeln, was ihnen in die Hände fällt. Die MA48 hat bei dieser im Vorfeld genehmigten Müllsammel-Aktion mitgeholfen und einige große Container vorbeigebracht, wo die vermeintlichen „Schätze“ schlussendlich landen werden.
Rund 25 TaucherInnen sind gekommen, dazu stoßen über den Tag verteilt auch weitere Leute dazu. Die geschulte Experten-Crew von DIVEBLUE weist zu Beginn alle mit einem Briefing auf die anstehenden Aufgaben ein, gibt Tipps und bespricht auch Erste-Hilfe-Maßnahmen, falls etwa beim Tauchen passieren sollte. Kaffee, Tee, Getränke und Snacks stehen zur Stärkung bereit, dann kann es auch schon losgehen: „Wie lange tauchen wir?“, fragt ein Teilnehmer. „Bis man 35 Kilogramm Mist gesammelt hat“, antwortet Harry Metzger und alle lachen mit. Man einigte sich auf eine Tauchzeit von einer Stunde, wobei man nach individuellem Ermessen und Wohlbefinden mitmacht. Alle müssen sich einen Tauch-Partner suchen, denn allein getaucht wird nicht. Wasserfeste Netz-Sackerln werden ausgeteilt, darin wird unter Wasser der Mist verfrachtet. Danach taucht man auf und übergibt das Gesammelte an ein am Steg wartendes Boot, auf dem die Crew (u.a. auch mit unserem „Soberl“) die Sackerln an Bord hievt.
„Es wird nur das aufgesammelt, wo man sich sicher ist, was es ist“, klärt Tauchlehrer Manuel Winter auf: „Da, wo man sich unsicher ist – bitte den Fund melden und mit dem Team besprechen.“ Das gilt auch für schweres Gerät: Sonnenbrillen und Dosen sammelt man problemlos ein, einen Elektro-Scooter schon weniger. Dann gilt es, die Stelle zu markieren und die Crew oder das Boot zu Rate zu holen.
„Wir haben schon allerhand Sachen gefunden, Fahrräder, Anker oder Skateboards“, erzählt Claudia Veigl, die alle „Clutsch“ nennen: „Manches wurde achtlos entsorgt, anderes hat vielleicht auch das Hochwasser vor einigen Wochen mitgerissen.“ Die erfahrene Taucherin war fast zehn Jahre bei anderen Einrichtungen als Lehrerin aktiv; dann entschied sie sich, gemeinsam mit Manuel Winter und Andreas Romano den Tauchverein DIVEBLUE und eine SSI Tauchschule zu gründen. Seit März 2024 existiert die Tauchschule. Das Mülltauchen hat neben dem Umwelt noch einen weiteren Gedanken: Jede Tauchschule, das ein so genanntes „Clean Up“ veranstaltet, erhält danach vom SSI, dem Verband der Tauchschulen, das „Blue Ocean“-Siegel für einen nachhaltigen und umweltbewussten Betrieb. „Mithelfen dürfen an einer solchen Aktion aber alle, die einen Tauchschein haben“, sagt Claudia.
Bewusst geworden ist an diesem Tag wieder allen, wie viel sich finden lässt: Kleinerer Mist so wieso, aber auch ein Klappsessel oder ein Gartenzwerg. Insgesamt 180 kg Müll wurden aus der Alten Donau gefischt, alle sind zufrieden. Die Fundstücke werden sortiert und begutachtet. Ein Teilnehmer schreibt eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Müll und Mikroplastik im Wasser. Er hat an diesem Tag einiges an neuem Inhalt mehr gefunden.

Infos: www.diveblue.at, Instagram: instagram.com/diveblue.at