Nach jahrelanger, früherer Erfahrung und Arbeit im Westfield Donau Zentrum und der Westfield Shopping City Süd übernahm Zsolt Juhasz heuer interimistisch wieder die Rolle des Center Managers am Standort Donaustadt – diese Position wird er in wenigen Wochen an eine Nachfolgerin bzw. einen Nachfolger übergeben. Im Interview spricht er mit der „DBZ – Donaustadt im Blick“ über die Nachhaltigkeitsstrategie, Unterschiede zwischen dem stationärem und dem Online-Handel und soziales Engagement in den Einkaufszentren als Herzensprojekt.
Über die Sommermonate übernahmen Sie die Position des Center Managers im Westfield Donau Zentrum. Was darf man sich darunter vorstellen, wie sieht hier das Tätigkeitsfeld aus? Worauf muss man achten, ist man hier permanent im eigenen Haus unterwegs und kontrolliert Geschäfte, Lokale und Einrichtungen?
Juhasz: Die Position als Center Manager in der größten und vielfältigsten Shopping- und Entertainmentdestination Wiens ist höchst abwechslungsreich. Ich verantworte gemeinsam mit meinem Team den reibungslosen Betrieb des Centers, bin erste Ansprechperson für alle Mieter:innen und kümmere mich um die strategische Positionierung und Weiterentwicklung des Hauses. Das Donau Zentrum verzeichnet zehntausende Besucher:innen jeden Tag, zur Weihnachtszeit sogar bis zu hunderttausend und ist Arbeitsplatz für mehr als 3.600 Menschen. Allein schon deshalb ist bei uns immer etwas los.
Dazu kommt, dass Sie bereits viel Erfahrung aus dem anderen Standort des Konzerns Unibail-Rodamco-Westfield mitbringen: Vor den Toren Wiens, aus der Westfield Shopping City Süd. Was zeichnet beide Standorte – Shopping City und Donau Zentrum – aus, wo gibt es Überschneidungen und wo liegen die markanten Unterschiede? Kann man voneinander „lernen“ und Erfahrungen übertragen?
Wir betreiben mit der SCS und dem Donau Zentrum die beiden größten Einkaufszentren in Österreich. Beide Häuser erfreuen sich enormer Beliebtheit und sind wahre Publikumsmagneten. Die SCS hat mehr als 20 Millionen Besucher:innen pro Jahr, im Westfield Donau Zentrum sind es rund 19 Millionen. Beide Center verbindet der Anspruch, für die Besucher:innen ein erstklassiges Einkaufserlebnis zu bieten. Das umfasst nicht nur Flagship Stores von nationalen und internationalen Marken, die es zum Teil österreichweit nur in unseren beiden Centern gibt, sondern auch ein hochkarätiges gastronomisches Angebot und Top-Entertainment wie zum Beispiel unsere Cineplexx Kinos an beiden Standorten.
Das Westfield Donau Zentrum liegt im Herzen des 22. Bezirks: Hier strömen die Menschen der Umgebung hin, aber auch von darüber hinaus. Haben diese andere Bedürfnisse oder Ansprüche an ein Einkaufszentrum, als etwa in der Shopping City Süd, wo direkt daneben ja niemand wohnt und man einen längeren, bewussteren Anfahrtsweg hat (a la „Ich gehe schnell etwas einkaufen“ kontra „Ich fahre jetzt extra dahin“)?
Beide Center sind nicht nur Shopping Destinationen die man ganz gezielt besucht und auch einen längeren Anfahrtsweg in Kauf nimmt, sondern auch wichtige Nahversorger um Güter des täglichen Bedarfs zu besorgen. Im Westfield Donau Zentrum ist das noch stärker ausgeprägt, da wir im Center oder angrenzend ja auch diverse Behörden, ein Gesundheitszentrum und sogar ein Hotel beherbergen. Nicht zufällig nenne ich das Donau Zentrum gerne auch das „Wohnzimmer der Donaustädter“.
Im Donauzentrum findet man ja neben zahlreichen Geschäften und Lokalen auch viele Zeichen der Nachhaltigkeit: Denkt man an das KaDZi, das Maskottchen, das aus recycletem Müll hergestellt wurde, interaktiven Mülltrennungsstationen oder die kürzlich ausgebaute Photovoltaikanlange – welche Pläne hat man für die Zukunft und wie wichtig ist diese Bewusstseinsbildung auch für die Menschen, welche diese Botschaften mit auf den Weg bekommen?
Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei uns schon seit einigen Jahren eine zentrale Rolle. Wir haben uns unter dem Motto „Better Places“ eine klare Nachhaltigkeitsstrategie auferlegt. Wir waren beispielsweise Vorreiter unter den Handelsimmobilien, was die Produktion von Sonnenstrom betrifft. In beiden Centern haben wir riesige PV-Anlagen auf den Dächern. Im Westfield Donau Zentrum haben wir erst kürzlich auf eine Produktionsleistung von über zwei Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom pro Jahr ausgebaut. Dem nicht genug haben wir bereits vor einigen Jahren auf dem Dach des Centers Bienenvölker angesiedelt, unser Abfallmanagement so organisiert das es ohne Co2-Ausstoß funktioniert und die Toilettenanlagen mit wasserlosen Urinalen ausgestattet, um den Wasserverbrauch nachhaltig zu senken. Und wird bleiben bei dem Thema nicht stehen. Es wird auch in Zukunft weitere Initiativen zum Umwelt- und Klimaschutz geben.
Man hört immer wieder, dass sich viele Menschen aus größten Einkaufstempeln zurückziehen und lieber wieder das lokale, kleine Geschäft in der Nachbarschaft besuchen wollen. Auch der unvermindert starke Online-Handel ist eine Herausforderung für die gesamte Branche – wie steht es um die Herausforderungen für das Donau Zentrum, spürt man hier etwas von diesen Entwicklungen? Gibt es vl. auch Schwerpunkte, wie man diesen aktiv begegnet?
Juhasz: Der Onlinehandel hat seine Berechtigung und viele Händler haben längst erkannt die Vorteile des stationären Handels mit den Möglichkeiten des Online-Vertriebs zu kombinieren. Die Inszenierung von Marken und Produkten gelingt jedoch nur im stationären Handel. Die Menschen wollen nach wie vor Kleidung probieren, ein Handy testen oder Lebensmittel verkosten bevor sie einen Kauf tätigen. Wir bieten Marken und Händlern einen hochfrequentierten und attraktiven Standort um ihre Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren und gleichzeitig unseren Besucher:innen mehr als 260 Marken unter einem Dach.
Gibt es Projekte, die für Sie ein Herzensanliegen sind und die zum Start Ihrer Arbeit gleich ganz oben auf dem Schreibtisch lagen oder liegen? Was sind die meist geäußerten Kundenwünsche?
Juhasz: Persönlich liegt mir das soziale Engagement am Herzen. Wir versuchen als Center auch hier einen positiven Beitrag zu leisten. Das beginnt beispielsweise bei unserem Sozialmarkt, dem nach wie vor einzigen in einem Shopping Center in ganz Europa und geht bis zu unseren Initiativen zur Förderung von Mädchen und Frauen wie beispielsweise unserem Mentoring Programm.
Wenn man die Zeit etwas mehr als ein Jahr nach vorne spulen könnte: Was möchten Sie im Rückblick im ersten Arbeitsjahr als Center Manager im Westfield Donau Zentrum umgesetzt wissen?
Für mich ist es auch eine Rückkehr in eine alte Wirkungsstätte. Ich hatte ja das Privileg, bereits in der Vergangenheit das Westfield Donau Zentrum vier Jahre lang zu managen. Ein zentrales Ziel von mir und meinem gesamten Team ist es, das Center noch stärker in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln und den CO2 Ausstoß so stark zu reduzieren, dass wir es gemeinsam mit unseren Mietern, Mitarbeitern und Stakeholdern schaffen als „Green Asset“ klassifiziert zu werden.
Fotos: Dragan Dok.