Wiener Küche mit Schmäh und Charme 

„Soberl testet“ zu Gast im Vorstadtwirt  

Auch für diese Ausgabe der dbz war ich wieder mit meiner Frau Nadine in der Donaustadt unterwegs, um ein Restaurant auf Herz und Nieren zu testen. Unsere kulinarische Reise fand diesmal im Herzen von Kaisermühlen statt – unweit von einem über die Bezirksgrenzen hinweg bekannten Eissalon, einem Pferdefleischhauer und einer nostalgischen Tee-Likör-Rum-Stube: im Vorstadtwirt. 

Ich verbringe den Sommer während der Konzertpausen meiner Band Wiener Wahnsinn seit einigen Jahren ausschließlich an bzw. auf der Alten Donau. Dabei steuern wir mit meinem kleinen Boot zusammen mit Freunden und Familie zahlreiche Lokale an. Dabei sind wir unter anderem auch auf den Vorstadtwirt im alten Ortskern von Kaisermühlen gestoßen.  

Der Wirt kam mir bei unserem ersten Besuch gleich bekannt vor, ich wusste nur nicht genau woher. Beim gemeinsamen Plauscherl stellte sich heraus, dass Mario Strobl über Jahrzehnte das Innenstadtbeisl Biberstube im ersten Bezirk geführt hat. 2019 hat es den gebürtigen Floridsdorfer mit seinem Vorstadtwirt jedoch wieder auf richtige Seite der Donau verschlagen. Mario verkörpert mit mehr als 35 Jahren Gastronomieerfahrung genau das, was man unter einem gestandenen Wirt versteht. Er ist so etwas wie der Zeremonienmeister in seinem Wirtshaus, begrüßt alle Gäste persönlich und begeistert mit seiner herzlichen Art. Bei meinen Besuchen konnte ich oft die Doppelconferencen zwischen ihm und seinen Stammgästen mitverfolgen und dabei den ein oder anderen Witz zum Weitererzählen aufschnappen. Auch wenn man Neuigkeiten aus dem Grätzel erfahren möchte, ist man hier bestens aufgehoben.  

Das Wirtshaus bietet zwei separate Räume mit Platz für insgesamt 60-80 Personen und einen einladenden Schankbereich für etwa 30 Personen. Der Gastraum wirkt sehr einladend ohne viel Schnick-Schnack. So wie man sich ein originales Wiener Wirtshaus eben vorstellt. Die Wände sind voll mit Bildern vom historischen Kaisermühlen und einigen prominenten Fußballspielern, die auch zu den Stammgästen zählen. Im Sommer kann man es sich im Schanigarten gemütlich machen, der Platz für ca. 50 Personen bietet.  Der ideale Ort für Feste alle Art.  

Ich besuchte den Vorstadtwirt zusammen mit meiner Frau Nadine und unserer Hündin Finja an einem Sonntag zu Mittag, und das Lokal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Daher mein Tipp vorab: Unbedingt reservieren! Wir bekamen einen gemütlichen Tisch am Fenster und Finja wurde vom sympathischen Personal gleich mit einer Wasserschüssel begrüßt. 

Die Speisekarte liest sich wie das „Who is who“ der Wiener Küche. Suppenvariationen, ofenfrischer Schweinsbraten mit Kraut und Knödel, Fiakergulasch mit Knödel, Würstel und Spiegelei, Tafelspitz, Cordon Bleu und Dessertvariationen – Wiener Herz, was willst du mehr? Außerdem wird von Montag bis Freitag eine wechselnde Tageskarte angeboten. 

Unser Blick fiel auf die beigelegte Schmankerlkarte, und wir entschieden uns für eine gemeinsame Vorspeise, je eine Hauptspeise und ein Dessert.  

Vorab möchte ich erwähnen, dass die Gerichte nicht nur hervorragend schmecken, sondern die Portionsgrößen auch für geübte Esser zubereitet werden. Man sollte also auf jeden Fall Hunger mitnehmen – oder damit rechnen, dass man den Rest zu Hause isst.  

Den Anfang unseres Menüs bildete eine herzhafte Knoblauch-Cremesuppe mit Shrimps und Obershaube, die wir uns teilten, bevor es zu den Hauptgängen ging. Nadine bestellte geschmorte Rindswangerl vom Weiderind „Burgunder Art“ mit Speckkohlsprossen und herrlichen Schupfnudeln und ich den riesigen Bauernschmaus mit zartem Schweinsbraten, Gselchtem, Würstel, Sauerkraut und Semmelknödeln im Pfandl serviert. 

Kurzfassung der Suppe und Hauptspeisen: Hervorragend!  

Wir schafften nicht einmal alles und ließen uns die übrig gebliebenen Köstlichkeiten für ein mögliches Nachtmahl zu Hause einpacken. Nach den zwei Gängen waren wir eigentlich schon kurz vor dem Platzen, doch der Chef des Hauses überredete uns mit einem Schmunzeln und den vielsagenden Worten „Wos Siasses geht immer!“ noch zu einem Dessert. Niemand hat behauptet, dass Restauranttester ein einfacher Job ist. Also auf zur Nachspeise! 

Unsere Wahl fiel auf einen hausgemachten Topfenstrudel mit Vanillesauce und einer Portion Apfelspalten mit Zimtzucker und Schlag. Mit einem Wort: Mmmmmmmmmhhhh! 

Das Fazit von unserem Besuch im Vorstadtwirt lautet: Ein perfekter kulinarischer Sonntag mit sehr guter traditioneller Wiener Küche und einer ordentlichen Portion Wiener Schmäh. Wir werden mit unserem Boot sicher wieder öfter in Kaisermühlen anlegen und dem Vorstadtwirt einen Besuch abstatten. Vielleicht sieht man sich ja!  

Mahlzeit und bis zum nächsten Ma(h)l  

Euer Soberl 

soberl@dbz.wien 

Infos: 

Vorstadtwirt 

Schüttaustraße 64 

1220 Wien 

Tel.: 01/263 36 43 

www.vorstadtwirt.at 

Mail: vorstadtwirt-mario@gmx.at 

Öffnungszeiten:  

Mo-Sa 10 – 23 Uhr 

Sonn- und Feiertag 10 – 16 Uhr