Die Seestadt als konkretes Stadtentwicklungsprojekt existiert seit den frühen Nuller-Jahren, der Fokus liegt auf der ständigen Weiterentwicklung. Vor zwei Jahren machten sich die Projekt-Verantwortlichen daran, Ziele, Ideen und Strategien zu analysieren und mit den bestehenden Entwicklungen abzugleichen. Nun präsentierte man erste Ergebnisse und gab einen Ausblick.
Im neuen Wien Museum am Karlsplatz findet sich im 2. Stock eine Dauerausstellung zu Projekten der Stadtentwicklung. Hier ist auch die Seestadt ein kleiner, aber feiner Bestandteil. Auf jeden Fall einer, der sich seinen Platz verdient hat: Als 2010 der Spatenstich erfolgte, keimten zahlreiche Ideen und Visionen auf, wie sich dieser neu zu errichtende Ort entwickeln könnte, wenn man alle Kräfte bündelte. Viele davon wurden bereits Wirklichkeit, denn 14 Jahre seit Beginn der Bauarbeiten haben sich in diesem Grätzl rund 12.000 Menschen angesiedelt, dazu kommen 550 Unternehmen. „First Mover“ waren dabei u.a. das Technologiezentrum der Wirtschaftsagentur Wien (der mittlerweile dritte Bauteil soll in etwas mehr als einem Monat eröffnet werden) oder Unternehmen wie die Schweizer Firma HOERBIGER und das aktuell in der Seestadt in Bau befindliche, weltweit agierende Pharmaunternehmen Takeda. All sie und zahlreiche weitere kamen zusammen bei diesem „Leuchtturmprojekt in Sachen Nachhaltigkeit“, wie Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke bei der offiziellen Bilanz-Pressekonferenz im August betonte: „Die Entscheidung, in der Seestadt etwas auszuprobieren, hat sich als richtig erweisen“, der Erfolg sei aber bei weitem kein Selbstläufer. Gemeinsam mit der Wien 3420 aspern Development AG in Zusammenarbeit mit der Urban Innovation Vienna und zahlreichen ExpertInnen analysierte man nun die aktuelle Lage.
So wurde vor zwei Jahren das Evaluierungsprogramm EVA gestartet. Hier identifizierte das Projektteam acht Handlungsfelder, aus denen sich neunstrategische Leitziele und mehrere Subziele konkretisieren ließen, an deren Erreichung gemeinsam gearbeitet wird, „und wo wir uns weiter engagieren und verbessern wollen“, so Robert Grüneis, Vorstand Wien 3420 aspern Development AG. Er verweist auf den Status Quo, von dem aus man weiterarbeitet: Das beginnt im Großen, wie etwa durch Qualitätsvorgaben für Bauträger, die sich ganz den „smarten und nachhaltigen Standards“ zu verschreiben haben, geht über in die aktuell 8000 m2 fertiggestellteEinkaufsstraße, die weiter entwickelt wird bis hin zum Regen-Management in Verbindung mit nachhaltiger Grünraumgestaltung oder dem Fokus auf gendergerechte Stadtplanung und weibliche Namenspatroninnen (Würdenträgerinnen werden z.B. durch Straßen- und Platzbenennungen verewigt). Das alles sind Attribute, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern geschätzt werden: Die Wohnzufriedenheit ist laut einer im Rahmen von EVA in Auftrag gegebenen Studie bei 93% der Befragten hoch, man wohnt gerne oder sehr gerne in der Seestadt. Dazu tragen weitere Impulse bei, ganz zu Beginn war es die U2-Verlängerung, künftig werden die Linien 27 und 25 an das Öffi-Angebot anschließen. An die 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze sollen in weiterer Zukunft an diesem Standort Wiens entstehen.
All das sei ein „wahnsinnig komplexer Prozess, aber es sind auch Zielerreichungen, an denen wir gemessen werden wollen“, sagt Gerhard Schuster (Vorstandsvorsitzender Wien 3420 aspern Development AG), der die Zufriedenheit der hier ansässigen Menschen betont: „In weiten Teilen liegen wir schon jetzt bei den diversen abgefragten Punkten im Durchschnitt oder darüber, das ist für ein Stadtentwicklungsprojekt nicht selbstverständlich.“ Bezogen auf den umfangreichen Projektkatalog – und wenn man sieht, was jetzt schon alles entstanden ist – hat man einiges vor: „Gemeinsam werden wir die Goldmedaille anstreben“. Im kommenden Jahr soll eine nächste Evaluierung anstehen, um den langfristig eingeschlagenen Weg auch erfolgreich weiterzuverfolgen.
Weiterführende Infos unter: www.aspern-seestadt.at