Ein ausgezeichneter Rad-Geber
Er ist ohne eines seiner Räder irgendwie nicht vorstellbar: Auch heute schwingt sich Horst Krainz fast täglich in den Sattel, tritt in die Pedale und spult dabei mehr als 300 Kilometer Strecke wöchentlich ab. Seit gut 50 Jahren notiert der heute 83-jährige jeden einzelnen Kilometer, den er dabei zurückgelegt hat. Auch dafür braucht es Ausdauer und Disziplin.
Da, wo Horst Krainz ist, da ist meistens auch ein Rad nicht weit. Eines seiner Räder, mit dem er seine Erledigungen macht oder auf sportliche Tour geht. Nur zum Einkaufen, „da nehmen wir das Auto, die Einkäufe sind zu schwer“. Der athletische 83-jährige empfängt uns in den Büros der Wiener ARBÖ-Zentrale auf der Brunner Straße, es ist für ihn fast wie ein zweites Zuhause. Vor rund 40 Jahren war Krainz Initiator des Rad-Klubs ARBÖ Wien-Nord, wo er Jugendliche ausbildete und jenen half, die es bis in den Profibereich schaffen wollten. In Spitzenzeiten waren das regelmäßig rund 15 Personen, mit denen er trainierte – einer seiner Schützlinge war Bernhard Kohl, der sich später zum Spitzensportler entwickeln sollte. Krainz selbst kam mit 15 Jahren zum Radfahren, allerdings nur da und dort. „Mit 18 hab ich dann schon geheiratet“ (er ist bis heute mit derselben Frau verheiratet), bald kam der Sohn, dieser bekam später ein Rennrad geschenkt „und dann hat auch mit das Radfieber gepackt, ich bin da dann picken geblieben.“

Der Rad-Klub des ARBÖ wurde zu seiner Leidenschaft, der Sport selbst war und ist es bis heute: „Bis 2005 habe ich Jugendliche ausgebildet“. Stolz zeigt er auf sein „Fahrtenbuch“, wo er jede einzelne Tour seit 1973/74 fein säuberlich mit dem Kugelschreiber eingetragen hat. Und wo er seine abgespulten Distanzen akribisch dokumentiert hat: „538.865 Kilometer“ lesen wir da und Krainz lächelt. Für Schüler und Jugendliche veranstaltet er ebenso Etappenrennen wie für die älteren Semester Seniorenrennen. Dann professionalisierte er den Rad-Klub. Er blieb immer umtriebig und strampelte sich für wenig Geld als Radtrainer ab – der Ehrgeiz und die selbst gesteckten Ziele waren ihm immer wichtiger: „In Österreich gibt es keinen Berg, den ich noch nicht gefahren bin“, dazu kamen Strecken in der Schweiz, in Liechtenstein und Südtirol. Seinen Wunsch, in Frankreich eine Etappe zu bestreiten, hat er sich nicht erfüllt, was er bedauert. Nicht aber, sein Wissen immer weitergegeben zu haben, so wie er selbst es auch gelernt hat.
Im 22. Bezirk verweist er auf das Cyclodrom auf der Donauinsel, wo sich Rundstrecken gleichermaßen wie die Disziplin Kriterium üben lassen. Und Nachwuchsfahrerinnen und -Fahrern legt er den „Donauinsel Nachwuchs-Cup“ ans Herz, der ab sofort bis ins Finale im September reicht. Wenn Horst Krainz nicht selbst da und dort auf der Donauinsel unterwegs ist, dann raddelt er am liebsten in der Gegend Mistelbach. Oder, wohin es ihn sonst so verschlägt: Unser Gespräch endet und Krainz schwingt sich auf sein Rad, mit dem er hergekommen ist und – natürlich – radelt seines Weges.